Meine Erinnerungen an Elvis Presley

Karl-Heinz Stein

 

Als Elvis Presley am 1.10.1958 in den Ray Barracks in Friedberg stationiert wurde, tauchte er schon eine Woche später bei uns im Barber Shop auf.

Angekündigt durch unseren damaligen, in heller Aufregung versehenen Chef W. Eberhard (er hatte Elvis in den P.X. entdeckt), kam Elvis in den Salon, gefolgt von einem gleichaltrigen Soldaten, der etwa 70 Kleiderbügel für ihn auf dem Arm trug.

Die beiden nahmen auf den noch freien Wartestühlen Platz. Jeder der anderen vier Angestellten bemühte sich nun, seine Kunden schnell zu bedienen, um Elvis als ersten auf den Bedienungsstuhl zu bekommen. Doch Elvis ignorierte dies sichtlich, denn er nahm bei mir Platz, obwohl die anderen Bedienungsplätze schon länger frei waren.

Ich hatte gleich das Gefühl, daß er dem Trubel aus dem Wege ging. Meine Vermutung wurde bestätigt, als er sich acht Tage später (immer um die Mittagszeit, weil sich da fast niemand im Barber Shop aufhielt) wieder von mir bedienen ließ. Selbst als ich in der gleichen Kaserne eine Filiale (Messhall Barber Shop) übernahm, wechselte er bald zu mir über. Das hohe Trinkgeld, seine Worte "very good" und das helle Auflachen beim Lesen seiner Comic -Books ließ mich zu dem Ergebnis kommen, daß Elvis sich in meiner Gegenwart - ohne Jubel und Trubel - sehr wohl fühlte. Er legte sehr großen Wert auf einen korrekten Haarschnitt und überhaupt war er ein sehr sauberer junger Mann mit guter Bildung und sehr zuvorkommend.

Wenn er dann den Barber Shop verließ, holte ihn die Wirklichkeit wieder ein, denn draußen standen die restlichen Angestellten, Sergeant Reis und Sergeant Hoods und applaudierten kräftig, wofür er sich höflichst bedankte.

Damals musizierte ich noch in der Capri Bar in Bad Nauheim und lernte so auch seinen Vater kennen, der allzugerne einen über den Durst trank.

Ich hatte das große Glück, den Weltstar Elvis Presley bis zum Ende seiner Militärzeit, dem 2.März 1960 wöchentlich die Haare zu schneiden und bewahre mir heute noch als Andenken die Schere, Kamm, Rasiermesser und natürlich die abgeschnittenen Haare von Elvis Presley auf, worauf ich sehr stolz bin, denn Elvis Aaron Presley war der populärste Soldat, den Amerika je nach Europa abkommandierte.

 

Text und Bild aus dem Archiv des EPV